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Mit dr Zeit wird mr genial

Zeit isch doch was Relatives. Meischtens hat mr drvo relativ wenich, weil mr ebba immer relativ viel vor hat. Zeit isch net fassbar. Theoretisch scho und mit dr Uhr oder so, aber halt net wirklich. Onnaweg muass mr manchsmol an haufa Zeit mitbringa.

Zum Beischpiel, wenn mr beim Dokter hockt, im Wartezimmer. Bei de meischte werdet zwar Termine voteilt, aber au bloß, dass se voteilt sind. Weil, wenn mr, wie sich’s ghört, ganz pünktlich zu seim Termin kommt, no isch doch garantiert scho grammelt voll mit lauter Leut, die wo no vor dir ihrn Termin hent. Wenn du no frogsch, warum des so isch und wie lang’s no dauern könnt, no kriagsch du hundertprozentich zur Antwort, dass do an Notfall drzwischakomma sei, aber dass es jetz zügich nore geh däd.Zügich – nore geh – däd. Ja was um alles in dr Welt soll denn in ma Wartezimmer zügich sei? Also, wie mr zügich wartet, weiß i beim beschta Willa net. So wartet mr und wartet und gibt die Hoffnung net uff, dass mr glei dr Nägschte wär…

A Weile hockt mr oifach so rum und guckt d’Füaß und d’Schiboi von de ondere Patienta o. Mr räuschpert sich und kontrolliert seine Fingernägel. A Weile halt. Dann holt mr sich so a Blättle, die wo sonscht nirgends rumlieget wie grad bloß in de Wartezimmer, ‚Herz der Frau’ oder ‚dr goldene Schuss‘ und so Zeigs. Lauter Illuschtrierte, wo oin net intressieret, aber mr liest’s halt. Welche Diät mit Sicherheit zum Erfolg führt. Wobei sich die Frage schtellt für wen? Und welche Königshäuser sich grad an neua Hund o’gschafft hent. Lauter Käs.

Nachdem mr dann diese wichtiche Informationa intus hat, sitzt mr a Weile wie apathisch do. Grad wie vosunka und denkt nix – ehrlich gar nix. Bloß dr Zeitvoluscht nagt unaufhörlich an oim. Jetz schnauft mr amol deutlich hörbar uff und secht guat wahrnehmbar, aber mit sichtlich geschpielter Zrückhaltung: „Heit geht’s mol wieder überhaupt net nore!“ Jetz probiert mr‘s mit a bissle Konversatio. A bissle halt und über so gehaltvolleThema wie zum Beischpiel: S’heutiche Wetter, s’Gwitter von letscht Woch oder die Hitz, wo sie jetz bringet. No isch wieder Ruah. Mr holt sich s’zweite Mol so a Blättle, wo mr zwar scho mol glesa hat und liest’s noch amol. Bloß viel intensiver!
Ja und gänzlich uerwartet und grad mittadrin im
siebzehnta Teil vom schpannenda Fortsetzungsroman ruaft oin d’Arzthelfere urplötzlich uff und mr derf endlich ins Schprechzimmer nei. Endlich gschafft! Doch dort hockt mr no a ganze Weile in dr innera Warteschleife, bis dr heiß ersehnte Dokter schließlich irgendwann au durch die fünf ondre Schprechzimmer durch isch.

In dr Zwischazeit schtudiert mr hälinga sei eigene Patientaunterlaga, die scho uff‘m Schreibtisch lieget. Aber vokehrt rum, weil mr sich nämlich s’Rumdreh net traut.

Uff oimol geht d’Tür uff und dr Dokter steht vor oim, strahlendweiß und in vollschter Größe. Was oim fehla däd, wird mr gfrogt und mr vozählt und deutet em alles. Mr beschreibt genaueschtens, was mr hat und was oim vielleicht guat do däd und voschrieba kriaga sott. Ja und ums Numgugga bisch du wieder draußa, bloß um a klois Zettele reicher.

Jetz hat mr sich also schtundalang rumdrückt, hat d‘Zeit dodgschlaga und d’Arschbäckla voklemmt und alles für oi so a klois Rezeptle, wo druffschteht, was mr selber eh scho gwisst hat, aber eba bloß dr Dokter uffschreiba derf. Do drfür kann mr in dr Apothek dann au no s’meischte selber zahla – wega dr Koschtadämpfung.

Dr Mittag isch rum, s’Geld bisch los und irgendwie könntsch grad dronei schlaga. Ja und ganz insgeheim, do wirsch du schtark und du willsch des beim nägschta Arztbsuach nimme mitmacha. Weil, wenn dir wieder mol ebbes fehlt, scho beim nägschta Mol, do machsch du des ganz onderscht. Do simuliersch du und gehsch direkt nei zum Arzt – als Notfall! Des wär doch an genialer Eifall. Do hätt sogar dr Einschtein sellchsmol koin bessern haba könna.

Bloß isch’s mit dene geniale Eifäll eba meischtens so, dass es halt oifach nur Eifäll bleibet – also rein in Gedanka und relativ, weil mr’s eba bloß immer theoretisch und leider nie praktisch do däd. nav_up

Und so bleibt’s, wie scho so oft, wieder mol bei dr altbekannta‚ Relativ-i däd’s-Theorie‘.

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