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boggelhartes heavy metal

Könnte aber auch die Überschrift haben:

Je oller, je doller!

Wer scho mol drbei war oder gar selber Teil des Programms gwä isch, der kann a Liadle drvo singa. Ja meischtens sogar meh wie ois. So a traditionelles Seniorafescht in ra kloina Gmeinde, des isch a Welt für sich. Diesen wunderbar bunta Programmablauf aus bekannte Volksliadla (von dene halt dr Normalbürger üblicherweis bwenn's bloß so oifach wär 2loß die erschte Schtrophe auswendich kennt), aus herrlich beschwingte Beiträg, kloine Sketche und musikalischer Umrahmung derf mr sich als leicht betagtes Gemeindeglied net entgeh lassa. Zudem isch so ein Nachmittag in dr Regel koschtalos und somit doppelt schö. Drzua isch bereits Kaffee samt Hefezopf eideckt und für die ganz Durschtige schteht dr saure Schprudel scho griffbereit. Somit isch mr für die hoch kulturelle Höhepunkte, die mr jetzt erwarta derf, beschtens gerüschtet.

An so ma herrlicha Nachmittag hat also die versammelte Gäschteschar erscht mol des Grußwort vom Bürgermeischter, vom Pfarrer und als weiteres noch vom Senioravorschtand über sich ergeh lassa dürfa. Mr sott vielleicht beiläufich wissa, dass alles, was bei sotte Worte über sieba Minuta nausgeht, von Haus aus z’lang isch, weil eba des menschliche Aufnahmezentrum sonscht am Überlaufa isch. Vermutlich hat sich aber die Tatsach no net überall rumgschprocha ghett, denn scho nach dr zweita von diese elendlange Ausführunga hat’s veroinzelte Besucher leicht umgnibbelt, weil die sich jetzt komplett uscheniert ihr gwohntes Mittagsschläfle gnomma hent. Doch mit dr Ruhe war’s dann schnell vorbei, wo endlich dr Gemeindemusikant am Klavier zum erschta Liadle in’d Taschta ghaua hat.

Kräftich, teils schtimmgewaltich und zwischadrin au heftich drneba. So a schönes überliefertes Liedguat bringt selbscht jene Gaumazäpfla zum Wackla, die übers ganze Johr sonscht koin Pieps von sich geba. Aber des macht gar nix aus, denn je schräger und je lauter gsunga wird, umso meh freia sich die Organisatora über die Lebensluscht und Vidalidäd des Publikums, des mit seine Köpf wackelt wie a vollreifes Baumwollfeld im Wind.

Nach diesem erschta Ohraschmaus war dann wie üblich dr Kaffee samt Hefezopf scho fascht verputzt und dr ganze Saal hat sich nomol reichlich eischenka und au noochlega lassa. Doch schpäteschtens nach’m dritta Tässle war jetzt leichte Erregung feschtzuschtella. Laut Programmblättle hätt jetzt nämlich des Hailait des Nachmittags, also dieser legendäre Rollatortanz, komma solla, und alle sind scho schiergar verbobbert und hent’s kaum no erwarta könna, bis dann endlich dr Bühnavorhang gwackelt hat.

Dr Grund für diese heftige Gefühlswallunga war schnell feschtzumacha: Die legendäre Senioratanzgruppe „Die Rollators“, wie immer unter dr fachkundiga Leitung von Barbara Hopf (zur Vorbeigung isch dieser Name frei erfunda), hat hinter‘m Vorhang scho Uffschtellung gnomma ghett. Dass jetzt aber des Headset, also des tragbare Meckelmikrophon bei dr Frau Tanzdirektor scho eigschalta war, hent alle gmerkt, bloß leider die Trägerin selber net. So war im Saal ein deutliches Hopf’sches Gebruddel zu vernehma, wo’s scho bei de Uffschtellungsversuche die erschte Verwicklunga geba hat.

Vermutlich war bei dr Rentnertruppe a bissle viel Adrenalin im Umlauf, denn die sind jetzt, bevor die Tanzerei überhaupt losganga isch, in Ekstase komma. Okay, mr muass dieser quirliga Seniorahupfgemeinschaft aber zuguatehalta, dass se nach oijähriger Probearbeit halt scho arg lang uff diesen oimaliga Ufftritt hingfiebert hent. Alle hent gmoint, dass se genau wüsstet, wo dr genaue Schtartplatz wär, doch erscht jetzt hent se feschtgschtellt, dass se die ganz Zeit über schpiegelverkehrt probt ghett hent. Und erschwerend isch eba drzuakomma, dass des Publikum im Saal seit viele Johr mit durchaus preiswürdige Tanzdarbietunga verwöhnt gwä isch und uffs Höchschte gschpannt war. Alles in allem warn‘s also koine ganz so leichte Voraussetzunga für die Rollator-Artischta.

Mit „Die Zuckerpuppe aus der Bauchtanzgruppe“ hat sich die umtriebige Frau Hopf desmol au wirklich einen echta Knaller ausgsuacht ghett. Wenn sich gereifte Körper schwungvoll im Takt bewega, guat gebaute Hinterteil in wellaartiger Extase fibriera und drbei sämtliches Hüftgold und Gummizüg an ihre Grenza oder sogar drüber naus  bringa, dann isch die Schtimmung im Saal wirklich nimme zu bremsa.

Bereits nach’m vierta Takt isch so laut mitklatscht worda, dass mr von dr Melodie kaum meh ebbes hat höra könna und dr Lautschtärkeregler fürs Zuckerpüpple bis zum Oschlag hat uffdreht werda müassa. Guat, s’Oinzigschte, was zwischadrin a bissle gschtört hat, waret a paar zu sensibel eigschtellte Hörgerät, die jetzt mit schrille Pfeiftön drgega ghalta hent. I sag’s ganz ehrlich, dr Bill Ramsey hätt net schlecht guggt! Vermutlich hat der sich seine Zuckerpüppla seinerzeit a bissle onderscht vorgschtellt ghett.

Sodele, jetzt wo die durchtrainierte Rollatora warm tanzt gwä sind, hat die Tanzgruppadomptöse des oschpruchsvollschte Schtückle eiplant ghett. Ein Medley aus Rock’n Roll Titel – um zu zeiga, zu was dr Mensch au im hoha Alter no fähich sei kann! Allerdings, und drmit hat koiner rechna könna, hat’s in diesem Medley irgendwie die oinzelne Musikschtückla a bissle verschpult.

Bei „rock around the clock“ war no alles im Lot, dr Tanzschritt no einigermaßa synchron und uff dr Bühne au no koine größere Blechschäda zu vermelda. Wo aber dann schtatt am Elvis sei „love me tender“ dem Little Ritschard sei „tutti frutti“ eigschpielt worda isch, hat des Uheil seinen Lauf gnomma. Die arme Frau Hopf hat zwar wie wild mit Händ und Füaß gfuchtelt und dem Kerle an dr Technik den Fehler ozeiga wella, aber der hat gmoint, des wär Teil dr Darbietung und hat voller Begeischterung mitklatscht. Vor lauter Lautschtärke und Durchanonder isch des Hopf’sche Gezappel au komplett im allgemeina Tanzgruppachaos unterganga. Also „Rock’n Roll ät its bescht!“.

S’Publikum jedoch war aus’m Häusle! Manche hat’s von de Schtüahl grissa, a paar von de überschäumende Seniora hent scho dr Bluamaschmuck vom Tisch abgräumt und sind drmit zur Bühne vorgschprunga. Es war schiergar koi Halta meh. Dass mr so ebbes no hat erleba dürfa!

Nebabei hat sich zeigt, dass am falscha Fleck gschpart no nie koin Wert ghett hat, denn uff dr Bühne hat sich jetzt deutlich die Schproi vom Weiza trennt. Sämtliche Billig-Rollatora hat‘s in Oinzelteil zerlegt und nur die schtabile Qualidädsmodell hent diese Prüfung mit leichte Blechschäda überschtanda. Aber so hat mr leider wega Materialermüdung uff dr dritte Tanzbeitrag verzichta müassa, der aber an sellem Mittag gar nimme nötich gwä wär. Der Saal war am Kocha, sämtliche Gäschte begeischtert und bei manche, von dene mr des nie denkt hätt, isch durch dieses pralle, körperbetonte Bühnaschpektakel beinah dr dritte oder gar scho vierte Frühling ausbrocha. Was will mr meh!

Selbscht die guat gschpielte Sketch und au die wohlbekannte Volksweisa, die zum Abschluss no gsunga worda sind, hent diesen uglaublicha Senioratanz nimme toppa könna.

Also, i kann für mi selber hier nur den Schluss draus zieha: Wer moint, er müasst, weil er scho alles wüsst und scho hundertmol gseh hat, nimme zu so ma schöna Nachmittag geh, dem entgeht vielleicht des Beschte, was es im sonscht eher gemächlicha Senioradasein zum erleba gibt.

Unterm Schtrich war’s also a wirklich gelungenes Seniorafescht, so dass mr sich scho heit uffs nägschte Johr hat freia dürfa.

*

Ja, so isch des gwä an sellem Nachmittag. Und wie immer hat mr am End mit „Kein schöner Land in dieser Zeit“ diese eidrucksvolle Schtunda ausklinga lassa dürfa – mit dr Erkenntnis, dass diese Liedzeile, au wenn se scho anno 1840 s’erscht Mol veröffentlicht worda isch, au heit, nach so viele Johr, immer no ihr volle Gültichkeit hat!

 

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